Die Grundlagen der apriorischen Lehre Adolf Reinachs über die sozialen Akte

Die vorliegende Darlegung der Lehre Adolf Reinachs über die sozialen Akte, insbe- sondere seines Konzeptes des Versprechens, will das Fundament aufzeigen, auf dem sich solche Akte vollziehen können. Dieses Fundament wird als eine Gemeinschaft beschrieben, die sich durch das wechselseitige und stillschweigende Vertrauen ihrer Individuen verwirklicht. Zuerst wird nach dem Wesen des sozialen Aktes im Allgemei- nen gefragt. In der Annahme, dass ein sozialer Akt sich dadurch auszeichnet, durch sein Geschehen eine Spur zu hinterlassen, fokussiert Reinach seine Untersuchung auf das Versprechen. Denn im Versprechen ereignet sich eine Verbindlichkeit zwischen zwei Personen, dem Träger und dem Adressaten des Versprechens, die eine andere Geltung besitzt als die moralische Pflicht und die rechtliche Norm. Eine solche Ver- bindlichkeit gehört nämlich zu einem Bereich von apriorischen Gesetzen, der durch den phänomenologischen Blick ermittelt werden kann.